Drehmaschine: Erweiterungen 06b
Anschlag für Z-Achse

Die Idee stammt nicht von mir und zunächst hatte ich mir das auch nur mal so gemerkt als Projekt für später.

Aber dann hatte ich mir ein Problem erzeugt, als ich den Schlagzahnfräser aussen überdrehen wollte und ihn dazu im Süannzangenfutter spannte.

Dabei hatte ich übersehen, dass das Spannzangenfutter viel kürzer ist als das Drei- oder Vierbackenfutter und man deshalb viel weiter links dreht.

Wie weit links merkte ich, als plötzlich äusserst unangenehme Geräusche auftraten:
Ich hatte mit dem Vorschub so weit gedreht, bis der Längsschlitten den Anbaumessschieber auf Block zusammendrückte!
Was dann nachgab war das Zahnrad des Vorschubantriebs, das dabei einige Zähne verlor.

Daraufhin beschloss ich, das Projekt Z-Anschlag zu forcieren...

Es sollte mehrere Funktionen abdecken:

  1. sollte ein Anschlag realisiert werden, der einsetzt bevor der Anbaumessschieber auf Block geht.
    Ausserdem sollte das in einem Bereich geschehen, der besser im Blickfeld ist als der Anbaumessschieber.
  2. wollte ich einen weichen Anschlag mit einer Messuhr realisieren, der z. B. zum Drehen von Absätzen verwendet werden kann.
    Und weil die Messuhr ja im Zerspanungsbereich liegt musste sie geschützt werden.
Das sollte alles eine Abdeckung aus Plexiglas erfüllen.


Abdeckung aus Plexiglas. Hier als Anschlag zwischen Spindelgehäuse und Querschlitten.

Nun noch der weiche Z-Anschlag.

Dazu fertigte ich einen Messuhrhalter an, der auf die Prismenführung des Betts geklemmt wird.

Messuhrhalter (die Schraube mit Sechskantkopf dient als Hartanschlag zum Schutz der Messuhr).


Die Messuhr misst den Weg des Längsschlittens und die Idee dabei ist, dass die Messuhr so eingestellt wird, dass das Sollmass bei der Anzeige 1.00 erreicht ist.

Falls der Längsschlitten weitergefahren wird kann die Uhr noch ein wenig zusammengeschoben werden, bevor er auf einen Hartanschlag fährt, der die Messuhr schützt.
Falls dann immer noch weitergefahren wird schiebt der Längsschlitten den Messuhrhalter auf der Prismenführung weiter (hoffe ich) bevor der Plexiglasendanschlag einsetzt oder sonst etwas Schlimmes passiert (Drehstahl-Futter-Kontakt o. ä.).

Der Anschlag kann aber nicht vor sämtlichen Problemen schützen!

Mit der Messuhr als Anschlag.


Wie es wurde was es ist

Zuerst bohrte ich die Plexglasplatte nur.
Dann entschloss ich mich, die Bohrungen aufzufräsen, damit die Abdeckung leichter demontierbar ist, z. B. wegen der Zugänglichkeit der Schmiernippel des Querschlittens.

Ich hatte die Platte länger geassen und entschloss mich, den vorderen Bereich abzukanten. Das versteift die Platte einerseits und andererseits erschwert es das Einhaken der Drehspäne.

Zum Biegen erinnerte ich mich an die Vorrichtung, die ich mir mal zum Biegen von Kydex für Messerscheiden angefertigt hatte.

Mangels Heissluftpistole erwärmte ich die Plexiglasplatte mit dem Gasbrenner, wobei ich alles bis auf die Biegekante abdeckte.
Ich erwärmte die Platte so lange, bis sie sich biegen liess.

Einspannen der Plexiglasplatte zum Biegen. Nach dem Biegen.

Dass das Holz angekokelt ist macht nichts. Hier kann man eine der aufgefrästen Bohrungen erkennen


Anschlag für die Z-Achse: Ausbaustufe 1

So schön die Plexiglasabdeckung war, aber beim Abstechen eines grossen Werkstücks wurde sie leider zerstört.
Ich habe deshalb eine neue angefertigt, diesmal aber nur als ebene Platte.


Es zeigte sich, dass ein harter Längsanschlag manchmal doch sehr praktisch wäre.
Also baute ich einen neuen, verstellbaren Anschlag (der seitherige Anschlag wird als Halterung für eine Messuhr weiterverwendet).

Die Bauart entspricht etwa dem seitherigen Halter.
Statt einer Zylinderkopfschraube wurde ein Klemmhebel verwendet, so dass zum Verstellen kein Schlüssel benötigt wird.
Als Anschlag dient eine Gewindestange M10, die mit einem grossen Griffrad verstellt werden kann.
Der Halter ist geschlitzt, so dass die Gewindestange geklemmt werden kann. Leider konnte ich mit einer Flügelschraube nicht genügend Drehmoment aufbringen, so dass ich sie durch eine Zylinderkopfschraube ersetzte, auch wenn ich nun zum Klemmen einen Schlüssel benötige.

Das Überdrehen der Stirnseiten sah ein wenig abenteuerlich aus, klappte aber sehr gut.

Am Griffrad fräste ich Griffnuten ein.


Abdeckung #3

Abdeckung #1 (s. o.) wurde beim Abstechen eines grossen Werkstücks zerstört.
Abdeckung #2 (ebene Platte) überlebte auch nicht, wimre beim ersten Crash als ich den Längsschlitten mit dem automatischen Vorschub gegen den harten Anschlag fuhr :-(

Jetzt also #3

Diesmal aus einem vorhandenen Blech (unbekanntes Material, nicht magnetisch, kein Alu, sieht auch nicht nach Zink aus) und vorhandener Abmessung.
Weil es zu breit war erhielt es vorne eine Aufkantung, was nebenbei auch der Steifigkeit gut tut.


Die Breite ist so bemessen, dass der Längsschlitten noch ca. 10mm vom harten Anschlag entfernt ist wenn das Blech auf Block geht - es funktioniert also als "weicher" Anschlag.
Wenn sich also das Blech verformt habe ich noch ein paar Millimeter um den Vorschub abzuschalten - ich hoffe, dass dadurch Crash #2 der letzte war!


Man kann hier sehen, dass die Bohrungen nach rechts geöffnet sind, so dass ich nur die Schrauben lockern muss um das Blech entnehmen zu können.


Anschlag für die Z-Achse: Ausbaustufe 2

Der Halter kann als Anschlag und als Messuhrhalter genutzt werden.
Er kann sowohl links vom Längsschlitten eingesetzt werden um den Anshclag Richtung Futter zu bilden - das dürfte der häufigste Einsatzfall sein.
Er kann aber auch rechts vom Längsschlitten eingesetzt werden, dann aber eher nicht als Asnchlag sondern als Messuhrhalter.


Hier die Konfiguration als tatsächlicher harter Anschlag für den Längsschlitten.



Der Halter wird ungefähr an seiner Position festgeklemmt, die genaue Position des Längssschlittens wird dann durch Verdrehen des Anschlagstabs unter Kontrolle des Anbaumessschiebers eingestellt.
Dies ist z. B. beim manuellen Drehen eines Absatzes sehr praktisch, weil man jeweils gegen den Anschlag fahren kann ohne sich um das Mass kümmern zu müssen.


Und hier die Konfiguration als Messuhrhalter.
Die kurze Rändelschraube dient hier als harter Anschlag dem Schutz der Messuhr.



Falls der Platz vor dem Futter für die Messuhr nicht ausreicht kann die Messuhr auch an der rechten Seite des Längsschlittens montiert werden.


Wie es wurde was es ist, die Fertigung:

Grundkörper, gebohrt.




Grundkörper gesägt, gefräst, geschlitzt.




Anschlagstab, Sechskant angefräst.




Anschlagstab, noch ohne Rändelung.




Jetzt sind alle geplanten Teile fertig.
Die ungeplanten kommen später...




Hier im vorläufig endgültigen Zustand - dazu habe ich die Backen zur Verbreiterung der Auflage angefertigt, in diesem Zusammenhang war nun aber der Anschlagstab zu lang. Statt ihn zu kürzen verlängerte ich das Gewinde, das vergrössert wenigstens die EInstellmöglichkeit.
Die Herstellung des Druckstücks war unschön, das Schmieraluminium kostete mich einen VHM-Fräser. Deshalb fertigte ich auch keinen neuen mehr an sondern liess ihn in seinem unschönen Zustand.




Hier der Anschlag in seiner Funktion als Messuhrhalter. Die kurze Rändelschraube sorgt als harter Anschlag für den Schutz der Messuhr, weil der Längsschlitten bei einem Messuhrweg von 9.6 mm auf Block geht.
Hier war die Auflageverbreiterung noch nicht mal angedacht.




Hier der Anschlag in seiner Funktion als Anschlag. Zur genauen Einstellung des Anschlags kann der Anschlagstab entsprechend weit heraus- oder hineingeschraubt werden ohne dass der Halter insgesamt verschoben werden muss.
Die Auflageverbreiterung ist schon integriert.

 

Ausbaustufe 3 - kaum fertig, schon überarbeitet

Ich habe mich entschlossen dem Halter eine Spannpratze zu spendieren die ihn auf das Drehmaschinenbett zieht.
Da smachte das Ganze stabiler und ich brauche die Rändelschraube auch nicht so stark anzuknallen.




Die Auflageverbreiterungsbacken wären jetzt vermutlich nicht mehr nötig. Aber da sie nun schon mal existieren habe ich sie eben wieder montiert.



Warnung:
Ich bemühe mich zwar, sorgfältig zu arbeiten, aber ich muss Sie darauf hinweisen, dass Sie meine Hilfsmittel auf Ihr eigenes Risiko nachbauen!


wm-d06b.htm 03.02.2016 16:00