Sonstiges 23
Drehen von Kugelbolzen

Es handelt sich um Bauteile für den Bandschleifer, aber ich finde es interessant, die Herstellung separat zu beschreiben.

Zur Spannung des Schleifbands habe ich eine Gasdruckfeder vorgesehen.
Damit sie ihre Kraft momentenfrei übertragen kann sind an den beiden Anlenkpunkten Kugelköpfe vorgesehen.
Mit den Gasdruckfedern wurden je zwei verschiedene Anbauteile mitgeliefert von denen mir aber nur eine zusagte.
Irgendwann kam ich dann auf die Idee Kugelbolzen zu drehen und anstelle der mitgelieferten Anbauteilen zu verbauen.
Eine Radiendrehvorrichtung habe ich ja - aber der erste Versuch ging gründlich schief: Der HM-Drehstahl brach ab :-(
Also verbaute ich eben doch ein Anbauteil und machte frustirert Feierabend.
Am Wochenende konstruierte an meiner neuen Radiendrehvorrichtung weiter, aber das gab es konstruktibe Probleme, der Bauraum reichte bei kleinen Kugeldurchmessern in Verbindung mit dem Spannzangenfutte rnicht aus.
Natürlich gäbe es Lösungen, den Anschlag des Längsschlittens abzubauen, eine dickere Adapterplatte für das Spannzangenfutter anfertigen usw. usw. Dabei wollte ich doch nur zwei Kugelköpfe damit ich mit dem Bandschleifer weiterkomme.


li: Einbausituation der Gasdruckfeder
re: die beiden Kugelköpfe (die unterschiedliche Länge wäre nicht unbedingt nötig gewesen, da die Kugelköpfe eine leichte Shciefstellung ausgleichen könnten, aber wenn schon dann denn schon).




Im Doppelendverfahren habe ich die beiden Gewinde geschnitten und den Hals eingestochen.




li: Und abgestochen (was etwas voreilig war, denn zum Fräsen der Schlüsselflächen wars an einem Stück besser gewesen)
re: Das Spannen war etwas knapp, es reichte aber zum Fräsen




Gespannt wurden die Teile mit einer Gewindebuchse im Spannzangenfutter.
Man kann fast schon ahnen dass das nicht gutgehen wird.
Und so war es auch.
Meine Radiendrehvorrichtung ist zu sperrig für so kleine Kugeldurchmesser, dazum kam noch ein Handhabungsfehler beim Zustellen und knacks, war der Drehstahl ab.




Neue Woche, neue Überlegungen, neues Glück:
Dreibackenfutter statt Spannzangenfutter. Und langen Sechskant (soo lang wäre gar nicht nötig gewesen) statt kurzer Gewindebuchse.
Damit hat die Radiendrehvorrichtung genügend Arbeitsraum (falls sich jemand wundert - meine Radiendrehvorrichtung schwenkt um eine waagerechte Achse, parallel zu X!)




Jetzt wirds wohl Zeit das Verfahren genauer zu beschreiben:

Bedingung

Um eine Kugel drehen zu können ist eigentlich nur eine einzige Bedingung erforderlich:
Die Schwenkachse (egal ob nun waagerecht wie bei meiner Radiendrehvorrichtung oder senkrecht, wie bei vielen anderen) muss sich mit der Drehachse schneiden!

Das hört sich trivial an, ist es aber nicht wirklich - wenn man keine Kugellagerkugeln drehen will ist es aber auch nicht übermässig schwierig.

In der Praxis bedeutet das, dass ich die Radiendrehvorrichtung über die Drehstahlhöheneinstellung so einstellte, dass der Drehstahl oben und unten gleichermassen am vorgedrehten Durchmesser anlag - man könnte hier natürlich auch eine Messuhr einspannen.

Damit ist die obige Bedingung erfüllt.


Ablauf
  1. Ich habe die Kugel zylindrisch vorgedreht - ob man dabei schon nahe an den Enddurchmesser geht oder einige Millimeter stehen lässt ist nicht grundsätzlich entscheidend, allerdings ist es m. E. einfacher  wenn man bis kurz vor den Enddurchmesser vordreht.

  2. Den Querschlitten fuhr ich so weit nach innen bis der Drehstahl am vorgedrehten Durchmesser anlag.
    Anschliessend fuhr ich ihn um den halben Durchmesser weiter nach innen (Kontrolle über die Messuhr).
    Damit befindet sich die Schneide des Drehstahls auf Höhe der Spindelachse und hat einen Abstand (Kugelradius) von der Drehachse der dem halben vorgedrehten Durchmesser entspricht.

  3. Ich schwenke den Drehstahl waagerecht und taste die vorgedrehte Stirnseite an.
    An dieser Position nulle ich den Z-Anbaumessschieber und fahre den Drehstahl aus dem Eingriff.

  4. Die Drehstahleinstellung für den Kugelradius nehme ich zurück, schwenke den Drehstahl senkrecht und fahren die Schlitten auf die gemerkten Positionen wo sie geklemmt werden.

  5. Nun stelle ich den Drehstahl (Kugelradius) zu und schwenke ihn über die gesamte Mantellinie des Kugelkopfs.

  6. Wenn der gewünschte Kugeldurchmesser erreicht ist hat man es geschafft.

Warnung:
Ich bemühe mich zwar, sorgfältig zu arbeiten, aber ich muss Sie darauf hinweisen, dass Sie meine Hilfsmittel auf Ihr eigenes Risiko nachbauen!
wm-s23.htm 25.04.2016 13:00